Warum erst jetzt?
Endlich sind sie online! Die Gouache-Arbeiten, die ich in der zweiten Hälfte meiner Chemotherapie, im Oktober und November 2021 geschaffen habe. Also vor ziemlich genau einem Jahr. Warum hat es so lange gedauert? Immerhin hatte ich sie doch schon auf Instagram gepostet.
Nun, es sind sehr persönliche Bilder, die eng mit meinen Krankheitserfahrungen verknüpft sind. Ich denke, es brauchte einfach diesen Abstand, um zu erkennen, welche Bilder auch nach dem Prozess des Malens noch Bestand haben und als eigenständige Bilder auch außerhalb der persönlichen Krankheitsbewältigung gültig sind.
Kreativer Flow und Struktur
Durch die Auswahl und Bearbeitung der Bilder bin ich gedanklich nochmal in die Vergangenheit abgetaucht. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie der Malprozess und das Posten auf Instagram mir während der Akuttherapie Struktur gegeben haben. Es war so herrlich selbstverständlich, fast täglich den Pinsel in die Hand zu nehmen. Es hat mir Kraft und Halt gegeben. Wenn ich nachts wieder Mal nicht schlafen konnte, bin ich einfach an den Ateliertisch gegangen und habe gemalt. Es war das pure Glück – trotz des ganzen Elends.
Intuitiver Prozess
So entstand ein Bild nach dem anderen. allerdings nicht streng sequentiell. Ich hatte immer etwa 12-20 Blätter gleichzeitig in der Mache. Die habe ich auf einen Stapel übereinander gelegt und dann von oben nach unten abgearbeitet.
Dabei hatte ich pro Stapeldurchlauf oft nur eine Farbe im Fokus. Die Entscheidung, ob das jeweilige Bild, das als nächstes obenauf lag, die aktuelle Farbe vertrug oder sogar dringend benötigte, fiel immer sehr spontan, intuitiv, ohne langes Nachdenken. Jedes bearbeitete Bild legte ich im Anschluss vor mich auf dem Tisch zum Trocknen aus (siehe Bilder unten).
Fertige Bilder wurden aussortiert, der Rest wurde wieder zu einem Stapel verdichtet und der nächste Durchlauf konnte beginnen. Je nach Ausdauer und Stimmung erfolgte der nächste Durchlauf manchmal direkt im Anschluss oder am nächsten Tag.
Fette Beute und Ausklang
So ging das Tag für Tag – bis Anfang Dezember. Schon zu Beginn der Strahlentherapie, die auf die Chemotherapie folgte, schwand mein Elan. Ich musste mich fast schon ein wenig zwingen, die letzten angefangenen Blätter noch fertig zu malen. Es wollte nicht mehr fließen. Sei es, dass mir nun schlichtweg die Energie fehlte oder für den Moment alles “erzählt” war.
Zwingen wollte ich mich schon gar nicht. So schloss ich eigentlich recht zufrieden mit dieser produktiven Phase ab und freute mich über die fette Beute.
Hier geht es zu den Werken:
Köppe
2021/22
Krebstagebuch
2021
Was dem vorausging
Falls sich jemand fragt, ob ich auch in der ersten Hälfte der 12-wöchigen Chemotherapie kreativ war – ja war ich, und zwar habe ich ein A5-Skizzenbuch gefüllt, mit einer Resthaar-Kugel lustige Bilder gemacht und mich mehrmals porträtiert. Über die Zeit gibt es einen ausführlichen und sehr persönlichen Blogartikel auf dem Portal für Kunstkurse kukundo.de